(Bild zeigt unsere Z6, das Kabel links geht zum Fernauslöser)
Für viele Marktbeobachter (uns auch) überraschend, verfügen Nikons neue Vollformat Systemkameras Z6 und Z7 über einen einzelnen Steckplatz für XQD Speicherkarten. Über die Notwendigkeit eines zweiten Steckplatzes kann man streiten; im Studio oder als Hobbyfotograf kann man auf den zweiten Platz normalerweise verzichten. Doch kein Hochzeitsfotograf, den wir kennen, verwendet eine Kamera mit nur einem Steckplatz – das Risiko, daß etwas schief geht, ist zu groß. „Einmal im Leben“-Fotos werden daher als Backup immer auch auf die Karte im zweiten Slot geschrieben.
Aber warum die Entscheidung für XQD? Fast alle Fotokameras auf dem Markt verwenden normalgroße SD Karten, einige kleiner bauende Apparate (z.B. Pannys GX800) und Action Cams setzen micro SDs ein. Nur ein Hersteller hat bislang auf XQD Karten gesetzt und das ist Nikon selbst mit einigen Topmodellen, etwa der D5 und der D500. Im professionellen Videobereich werden die Karten lediglich in einigen Kameras von Sony genutzt.
SD Karten kennt jeder, aber XQDs? Hier mal in der Gegenüberstellung:
Beide Speicherkarten sind etwa gleich groß. Die XQD ist schwerer und etwa doppelt so dick, eine Folge des solideren, teilweise in Metall ausgeführten Gehäuses. Im Vergleich zu den biegsamen, aus Kunststoff bestehenden SD Karten sind XQDs mechanisch belastbarer. Die bei SD Karten offenliegenden Kontakte neigen zur Verschmutzung und können oxidieren, wenn die hauchdünne Goldauflage abgetragen ist; die Speichermodule selbst sind dadurch anfällig gegen statische Elektrizität. Die Stege zwischen den Kontakten können abknicken oder brechen, wenn man beim Einschieben nicht aufpaßt. Bei XQDs ist alles im Gehäuse versenkt und dadurch einigermaßen geschützt:
Kommen wir zu den inneren Werten: Zunächst verwenden beide Kartentypen dieselben Flash Speicherbausteine. Unterschiede bestehen bei der Anbindung an die Kamerahardware: XQD Karten verwenden ein zum PCI Express-kompatibles Interface für den Datentransfer, das theoretisch Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 8 Gigabit pro Sekunde zuläßt (das wären etwa 6 Sekunden für eine komplette DVD). Die schnellsten derzeit verfügbaren SD Karten mit UHS-II Interface schaffen zur Zeit knapp die Hälfte. Soweit hätte XQD einen deutlichen Vorteil, doch durch die für die nächste Zukunft erwarteten UHS-III und SD Express Interfaces werden SD Karten hier wieder gleich ziehen. Ob man überhaupt für die Standbildfotografie derart schnelle Karten braucht, steht auf einem anderen Blatt: Für eine Sony A9 (24MP, 20 Bilder pro Sekunde) reicht eine UHS-II Karte problemlos aus. Welche Anforderungen die Z7 mit 45 MP und 9 FPS stellt, muß man abwarten.
Eine Einteilung in Geschwindigkeitsklassen wie bei SD Karten gibt es bei XQD Karten derzeit übrigens nicht, statt dessen steht im Regelfall die maximal erreichbare Geschwindigkeit auf der Karte. Ob es sich dabei um Lesen oder Schreiben handelt, liegt beim Hersteller; bei der Lexar oben (210MB/s) ist die Lesegeschwindigkeit angegeben.
Sony vertreibt die Karten in zwei Kategorien, XQD M und XQD G, ist dabei aber auch nicht sonderlich konsequent: So werden die „M“ Karten mit 80 MB/s und 150 MB/s Schreibgeschwindigkeit angeboten. Die „G“ Karten sind mit etwa 400 MB/s Schreibgeschwindigkeit das gegenwärtig schnellste (und teuerste) auf dem Markt.
Wenn sich beide Kartentypen (abgesehen vom Gehäuse) nicht viel nehmen, sollten sie ja auch ungefähr dasselbe kosten – würde man meinen. Leider falsch. Gegenwärtig sind XQD Karten bei vergleichbaren Daten etwa 3-4x so teuer wie SD Karten (die billigste 32er XQD kostet bereits etwa 80,– Euro). Hintergrund ist (abgesehen von der allgemein geringen Verbreitung) ein Herstellermonopol: Nachdem Lexar die Herstellung von XQD Karten aufgegeben hat, bleibt gegenwärtig nur noch Sony als einziger Lieferant übrig. Es gibt Meldungen, wonach Nikon selbst XQD Karten auf den Markt bringen wird, um die Situation zu entspannen, doch Preise und Verfügbarkeit sind noch nicht bekannt.
Wie für andere Speicherkartentypen gibt es Lesegeräte zum Anschluß an den PC oder Mac über USB. Auch hier ist die Auswahl aber gering (1, 2) und die Preise sind höher als vergleichbare Angebote für SD Cards.
Der Standardleser mit USB 3 Anschluß kommt, wie zu erwarten, wieder von Sony (ca. 35,– Euro). Hier an einem Mac Book Pro:
Zu bekommen bei Amazon.
(Im Betrieb ist die Karte komplett im Leser versenkt. Wie man sieht, blockiert der breite Leser einige Ports des Rechners; im Lieferumfang ist eine USB Verlängerung enthalten.)
Von Lexar gibt / gab es ein externes Laufwerk mit Einschüben für alle gängigen Speicherkarten (auch XQD), das aber kaum noch zu bekommen ist. Laptops mit integriertem XQD Steckplatz gibt es unseres Wissens überhaupt nicht. Da sowohl Z6 wie auch Z7 über eine USB 3 Schnittstelle verfügen, werden wohl die meisten Fotografen ihre Bilder letztlich auf diesem Weg transferieren.
Update Oktober 2018: Das erste Firmwareupdate für die Z7 ist nun bei Nikon verfügbar. Zur Aktualisierung muß die Firmware zunächst am Computer auf eine XQD Karte kopiert werden; ein XQD Leser ist also bis auf weiteres zwingend notwendig, wenn man die Kamera updaten will.
Update Januar 2019: Als Werbemaßnahme zur Einführung von Z6 / Z7 liegt zumindest beim Kit aus Gehäuse, 24-70mm und Adapter FTZ gegenwärtig eine 64 GB XQD (Sony G) mit im Karton (Lieferumfang Nikon Z6 / Z7).
Lesetips: Wikipedia zur SD Karte, Wikipedia zum XQD Standard
Veröffentlicht: 24.08.2018 08:21
Autor: Camera Creativ Team
Bildnachweis: Camera Creativ bzw. Hersteller (soweit nicht anders angegeben)
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