Zwei Jahre nach Einführung der Vlogger Kamera ZV-1 (rechts) legt Sony nach und bringt mit der ZV-1F (links) ein Schwestermodell auf den Markt, das auf den ersten Blick fast gleich aussieht, aber laut Liste gut 150,– Euro weniger kostet. In diesem Vergleich werfen wir einen Blick auf die Unterschiede zwischen beiden Modellen, die größer sind als man denkt.
Der Vergleich von ZV-1 und ZV-1F beginnt mit den Äußerlichkeiten. Das Eingangsbild zeigt es schon: Die Gehäuse sind praktisch austauschbar, mit identischen Abmessungen und Anordnung der Kontrollelemente. Die originale ZV-1 bringt mit knapp 300g etwa 40g mehr auf die Waage, das dürfte hauptsächlich am Objektiv liegen.
Der rückwärtige Touchscreen ist identisch, bei beiden Modellen kann der Monitor nach vorne in die Selfieposition geklappt und gedreht werden (hier abgebildet mit aufgestecktem Windschutz):
Auch von oben kaum Unterschiede, wenn man von der Beschriftung einiger Buttons absieht. Auch das Gitter über den Mikros sieht ein wenig anders aus:
Wer genau hinschaut, bemerkt, daß der Blitzschuh bei der ZV-1F (links) keinen Mittenkontakt mehr hat. Hier kann man also nur Zubehör wie den mitgelieferten Windschutz, Mikrofone oder Videoleuchten aufstecken, ein externer Blitz wird nicht mehr ausgelöst. Weiter unten werden wir weitere Foto-typische Funktionen sehen, die dem Rotstift zum Opfer gefallen sind.
Immerhin verbaut Sony in der ZV-1F nun endlich einen USB-C Anschluß, der allerdings immer noch mit USB 2.0 Geschwindigkeit läuft. Die sonstigen Anschlüsse (Mikrofon, HDMI Ausgang) sind gleich geblieben, mehr dazu in diesem Beitrag. Ebenfalls unverändert sind Akku, Laden über USB und Anforderungen an die Speicherkarte (Empfehlungen).
Hier sind beide identisch:
Ein Netzteil / Ladegerät ist nicht dabei, aufgeladen wird über USB. Erste Anschaffung sollte bei beiden mindestens ein Reserveakku sein, ggf. mit Ladegerät, damit man die Kraftspender außerhalb der Kamera vorladen kann. Wir empfehlen normalerweise, ein Bundle aus zwei Akkus und Ladegerät zu kaufen (Klone und Alternativen zum NP-BX1 in diesem Beitrag). Der NP-BX1 ist ein sehr vielseitiger Akku, er paßt in über zwanzig verschiedene Kompakte, Reisezooms und ActionCams von Sony.
Die originale ZV-1 nutzt das aus fünf RX100 Generationen bekannte und sehr gute 24-70mm Dreifachzoom. In der ZV-1F verbaut Sony statt dessen eine einigermaßen lichtstarke 20mm Festbrennweite. Der Bildeindruck ist damit deutlich weitwinkliger als bei einer typischen Handykamera (ca. 25mm) aber nicht so extrem wie etwa bei den Ultraweitwinkeln der aktuellen iPhone Pro Modelle (ca. 13mm).
Die typische Anwendung für eine derartige Brennweite sind Videos im Selfiestil wie in diesem Beispiel
Die ZV-1F bietet zusätzlich ein elektronisches Zoom, bei dem nur der zentrale Teil des Sensors ausgelesen wird. Rechnerisch ergibt sich daraus bei 4K Aufzeichnung eine 1.5x Vergrößerung. Die Brennweite bleibt natürlich gleich, ebenso der weitwinkelige Bildeindruck.
Erwähnenswert in diesem Zusammenhang, daß die Optik der ZV-1 über einen optischen Stabilisator verfügt, während die ZV-1F ausschließlich elektronisch stabilisiert wird. Der elektronische Stabi (wenn aktiviert) führt außerdem zu einem leichten Beschnitt („Crop“) der Sensorfläche, so daß sich dann ein Bildwinkel wie bei etwa 24-25mm Brennweite ergibt.
Die ZV-1 verfügt über einen eingebauten ND Filter, der bei großer Helligkeit die Verschlußzeit verlängert. Eine praktische Sache, wenn man fließendes Wasser, Springbrunnen, bewegte Blätter usw. filmt, die dadurch sehr viel natürlicher („filmic“) wirken. Die Festbrennweite der ZV-1F hat dafür ein Filtergewinde (40.5mm), über das Frontfilter angesetzt werden können.
Obwohl beide Objektive mit dem Schriftzug „Zeiss“ gekennzeichnet sind, trägt nur die Z-V1 das blaue Logo des Traditionsunternehmens. (Das Logo bedeutet übrigens nicht zwingend, daß eine Optik auch von Zeiss selbst gefertigt wurde. Es besagt lediglich, daß sich der jeweilige Hersteller, in diesem Fall Sony, bei der Produktion an die Qualitätsmaßstäbe von Zeiss hält.)
Weitere Unterschiede finden sich beim Autofokus: Die ZV-1 setzt Sonys erstklassigen und rasanten Hybrid-AF ein, während sich die ZV-1F mit kontrastbasiertem Autofokus bescheiden muß. Beide Modelle können zuverlässig auf Gesichter und Augen fokussieren und diese auch verfolgen, allerdings neigt der AF der ZV-1F bei Videoaufnahmen mit unruhigen Hintergründen (Personen, Autos usw.) zum Pumpen.
Beide Kameras können Objekte, die man direkt vor die Kamera hält, künstlich freistellen, der Hintergrund wird dazu unscharf gefiltert. Sony nennt das Verfahren „Product Showcasing“. Das funktioniert aber nur vernünftig mit kontrastreichen Farben und glatten Kanten.
Beide Kameras zeichnen Video mit maximal 4K Auflösung (3.840 x 2.160px) und 30 Bildern / Sekunde auf (maximale Datenrate 100Mbit / Sekunde). Auch die Superzeitlupe mit 120 FPS (Full HD Auflösung) können beide. Videos können auf Wunsch mit S-Log oder HLG aufgezeichnet werden, das ist besonders für Filmer interessant, die Ihre Videos hinterher am Rechner graden wollen.
Unterschiede wieder bei der Fotografie: Wie die RX100 Schwestermodelle kann die ZV-1 Fotos im RAW Format aufzeichnen, die ZV-1F beschränkt sich auf JPEG. Auch auf die Panoramafunktion muß man bei der ZV-1F verzichten.
Wer bis hierhin gelesen hat, wird sich schon ein Urteil gebildet haben. In der Tat fällt es schwer, die ZV-1F zu empfehlen. Zu einschränkend ist die Festbrennweite, zu abgespeckt sind Funktionen und Ausstattung, zu gering ist der Kostenvorteil gegenüber der ZV-1.
Tatsächlich fragt man sich, wer überhaupt die Zielgruppe für das Gerät ist. Der typische Vlogger dürfte wohl über ein vernünftiges Handy verfügen und gegenüber aktuellen Oberklassemodellen (als Beispiel nennen wir iPhone 14 Pro und Samsung S22, aber es gibt noch viel weitere) ergeben sich kaum Vorteile. Unter bestimmten Umständen (etwa in der Dämmerung oder in Innenräumen) kann der größere Sensor der ZV-1F gegenüber einem Smartphone punkten – aber auch nur da.
Bei einem Listenpreis von knapp 650,– Euro ist die Sony etwas preiswerter zu bekommen als die meisten Tophandys, aber das relativiert sich, wenn man das absolut notwendige Zubehör berücksichtigt: Schnelle U3 Speicherkarte, schneller Kartenleser, Wechselakku mit Ladegerät, Tasche – kommt alles noch dazu.
Als erstklassige und vielseitige Fotokamera mit lichtstarkem Zoom kann sich die ZV-1 (ebenso wie RX100 und Co.) hingegen neben der Handykonkurrenz behaupten und bleibt unsere Empfehlung für Vlogger und soziale Medien.
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Veröffentlicht: 05.01.2023 05:54
Autor: Camera Creativ Team
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