Camera Creativ testet Canons Makro mit 35mm Brennweite für APS-C Kameras. Das EF-S 35mm F2.8 Macro IS STM (Tagespreis) verfügt mit eingebauter LED Beleuchtung, Stabilisator und lautlosem Fokusmotor über Eigenschaften, die sonst in dieser Preisklasse nicht anzutreffen sind. Dazu kommt ein für eine Festbrennweite recht aufwendiger Aufbau von zehn Linsen in sechs Gruppen; eins der Elemente ist sogar asphärisch.
Für unseren Test haben wir das Objektiv im freien Handel anonym gekauft.
Das Objektiv in typischer Canon Anmutung hat eine Brennweite von 35mm (56mm äquivalent bei Vollformat / Kleinbild) bei einer größten Blende von F2.8. Es ist geeignet für alle aktuellen Canon APS-C Spiegelreflexkameras mit EF-S Bajonett. Das Makro bildet bis Originalgröße (also 1:1) ab; die geringste Fokusentfernung beträgt dabei etwa 13cm, die Motivdistanz vor der Frontlinse etwa 4cm. Der eingebaute Bildstabilisator soll etwa vier Blendenstufen ausgleichen.
Im Lieferumfang befindet sich eine Sonnenblende aus Metall zum Aufschrauben (Canon Bezeichnung ES-27), die außerdem frontseitig ein 49er Filtergewinde aufweist:
Das Bajonett ist erfreulicherweise in Metall ausgeführt; sichtbar sind die Schalter für den Stabi und die Fokusbetriebsart sowie die Taste für die Beleuchtung:
Das Objektiv ist recht kompakt und mit etwa 200g auch nicht besonders schwer. Der Objektivkorpus besteht aus hochwertigem Kunststoff; Haptik und Fertigungsqualität liegen subjektiv um einiges über dem 18-55mm Standard Zoom der APS-C Canons. Größenvergleich:
Besonderes Merkmal des Makros ist die integrierte LED Beleuchtung, die über eine Taste am Objektivkorpus aktiviert wird. Ein einzelner Tastendruck schaltet beide Segmente mit voller Lichtstärke ein:
Durch nochmaligen kurzen Tastendruck werden die LEDs auf die Hälfte gedimmt. Drückt man die Taste lang, wird erst das eine Segment aktiviert:
Bei nochmaligem Druck das andere:
Die wirksame Reichweite der LEDs beträgt etwa 10-12cm, danach fällt die Helligkeit deutlich ab; das Eingangsbild des Testberichts gibt den Eindruck recht gut wieder. Zur Farbtemperatur macht Canon keine Angaben, wir würden etwa 5.500 – 5.600K schätzen. Um den Effekt der Beleuchtung zu demonstrieren und eine Vergleichsmöglichkeit mit herkömmlicher Beleuchtung zu bieten, folgen zwei Bilder.
Zunächst die LED Beleuchtung; beide Segmente mit voller Helligkeit. Das Motiv ist etwa 5cm vor der Frontlinse:
Durch die geringe Reichweite der LEDs bekommt der Hintergrund (cremefarbener Karton) kein Licht ab und wird schwarz abgebildet.
Hier nun das gleiche Motiv mit traditioneller Beleuchtung (zwei Softboxen mit 50W Tageslicht Energiesparlampen):
Je nach Motiv kann die integrierte Beleuchtung für interessante Effekte sorgen; da die Lichter aber weder schwenk- noch verdrehbar sind, muß man in manchen Situationen mit Reflektionen rechnen.
Im Beispiel die Nahaufnahme einer Armbanduhr; gut zu sehen ist das Spiegelbild der LEDs im Uhrenglas:
Zum Vergleich wieder das gleiche Motiv mit zwei Softboxen beleuchtet:
Sehr reizvoll ist die halbseitige Verwendung der integrierten Beleuchtung, um Oberflächenstrukturen und Reliefs hervorzuheben, wie bei dieser Euro Münze. Hier ist nur das rechte LED Segment aktiv, der Hintergrund (Tonkarton) versinkt durch die geringe Reichweite in Schwarz:
Recht unpraktisch bei der Arbeit ist die automatische Abschaltung der Beleuchtung nach einiger Zeit bzw. wenn die Kamera in Standby geht. Leider werden die LEDs nicht durch Antippen des Auslösers wieder aktiv; statt dessen muß man wieder die Taste am Objektiv bemühen. Dauerbetrieb der Beleuchtung wird auch am Kameraakku nagen; Canon macht allerdings keine Angaben zum Stromverbrauch.
Schon bei Offenblende bzw. leicht abgeblendet zeichnet das Objektiv sehr scharf. Als Beispiel hier ein 100% Ausschnitt des Tigerkopfs von oben:
Der Autofokus arbeitet, wie schon eingangs geschrieben, vollständig geräuschlos, also auf dem Niveau der Canon Objektive mit Ultraschallmotor (USM). Die Fokussierung war dabei grundsätzlich schnell und zuverlässig, sofern passende AF Punkte ausgewählt waren; an einer 1300D mit nur neun AF Punkten neigte der Fokus bei kontrastarmen Motiven zum Pumpen. Die Fokussierung findet vollständig intern statt; das Objektiv verändert beim Fokussieren weder die Länge noch rotiert die Frontlinse.
Manueller Fokus ist nach Stellung des entsprechenden Schalters am Objektivgehäuse ebenfalls möglich und kann dann im Sucher oder auf dem Monitor der Kamera im LiveView Modus mit Fokuslupe vorgenommen werden.
Selbst bei kleinster Blende (F32 in diesem Fall) beträgt die Schärfentiefe bei den für Makroaufnahmen üblichen Entfernungen nur wenige Millimeter, zur Berechnung siehe z.B. hier. Es ist also nicht möglich, etwa den Tiger oben komplett scharf abzubilden, zumal man bei einer derartig kleinen Blende mit einer Verschlechterung der Abbildung durch Beugungseffekte rechnen muß. Wir haben daher auch die Eignung des Objektivs für das Focus Stacking untersucht.
Die Kamera (EOS 1300D) wurde dazu über USB mit Helicon Remote verbunden, das Objektiv auf manuell gestellt und insgesamt zehn Aufnahmen gemacht; scharf von der Schnauze des Tigers beim ersten Bild bis zur Schwanzspitze beim letzten. Im Screenshot das erste Foto; das Motiv wurde wieder mit Softboxen ausgeleuchtet:
Das Ergebnis:
In Helicon Focus werden die zehn Bilder dann gestackt, alle Einstellungen auf Automatik:
Das Resultat, exportiert ohne weitere Nachbearbeitung:
Ein sehr schönes und überzeugendes Ergebnis ohne große Mühe.
Generell waren wir sehr zufrieden mit der Handhabung und den Ergebnissen des Makroobjektivs. Haupteinsatzgebiet für das EF-S Makro sind Motive, an die man dicht heran kann, also statische Objekte (Münzen, Briefmarken, Blumen, Geldscheine, Schmuck, kleine Objets d’Art usw.) oder Tiere ohne Fluchtreflex (Insekten, Spinnentiere und ähnliche) . Die LED Beleuchtung ist praktisch und kann zu interessanten Ergebnissen führen, ist aber nicht immer nutzbar und kann dedizierte Beleuchtung nur ergänzen, nicht aber ersetzen.
Das Makroobjektiv ist unserer Meinung nach eine sinnvolle Ergänzung für alle aktuellen APS-C Spiegelreflexe von Canon, also beispielsweise die EOS 1300D, EOS 2000D/4000D, EOS 200D, EOS 77D, EOS 80D und EOS 800D. Auch ältere Kameras werden mit dem Objektiv zurechtkommen. Die Verwendung des Makros an einer Vollformatkamera mit EF Bajonett, wie etwa der EOS 6D II, ist nicht möglich. An den spiegellosen Systemkameras der EOS R Reihe kann das Makro mittels Adapter verwendet werden, man muß dann aber mit dem typischen APS-C Beschnitt leben.
Pro
Contra
Das Canon EF-S 35mm F2.8 Makro kostet EUR 429,– (unverbindliche Preisempfehlung). Der Straßenpreis ist um einiges niedriger, den aktuellen Preis gibt es hier.
Weitere Beispielbilder.
Diese Keilschrifttafel (etwa 25x25mm²) ist leicht kissenförmig, bei einer Einzelaufnahme ist der Rand unscharf:
Sechs Aufnahmen gestackt:
Eine 50-Euro Note. Kein Stacking notwendig, da der Fokus in einer Ebene liegt (vorausgesetzt, die Note liegt flach auf):
Spitze eines Filzstifts, Einzelaufnahme:
Platine (Raspberry Pi Zero), 20 Einzelaufnahmen gestackt:
Uhrwerk (Patek Philippe Calatrava), durch den Glasboden fotografiert, 30 Einzelaufnahmen gestackt:
Blüte, Einzelaufnahme:
Blüte, 12 Aufnahmen gestackt:
Blume, 6 Aufnahmen gestackt:
LEGO®, 20 Aufnahmen gestackt, das vordere Auto ist etwa 15cm vor der Frontlinse des Objektivs:
Noch einmal LEGO, 10 Aufnahmen gestackt, etwa gleicher Arbeitsabstand:
Copyright aller Aufnahmen liegt bei CameraCreativ.de. Lizenz nach CC BY-SA.
Bei Verwendung der Bilder bitte Nennung von „CameraCreativ.de“ und Link auf diesen Beitrag.
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Veröffentlicht: 11.11.2017 14:47
Autor: Camera Creativ Team
Bildnachweis: Camera Creativ bzw. Hersteller (soweit nicht anders angegeben)
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